Subjektivismus

Subjektivismus
Sub|jek|ti|vis|mus 〈[ -vı̣s-] m.; -; unz.〉
1. 〈Philos.〉
1.1 philos. Lehre, dass alle Erkenntnisse, Werte usw. nur für das Subjekt, nicht allgemeingültig sind
1.2 Auffassung, dass das Subjekt das Maß aller Dinge sei; Ggs Objektivismus
2. 〈allg.〉 Ichbezogenheit

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Sub|jek|ti|vịs|mus, der; -, …men:
1. <o. Pl.> (Philos.) philosophische Anschauung, nach der es keine objektive Erkenntnis gibt, sondern alle Erkenntnisse in Wahrheit Schöpfungen des subjektiven Bewusstseins sind.
2. (bildungsspr.)↑ subjektivistische (2) Haltung; Ichbezogenheit.

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Subjektivịsmus
 
der, -, Philosophie: im Gegensatz zum Objektivismus die Auffassung, dass die Geltung der Erkenntnis nicht durch den Gegenstand (Objekt), sondern durch die Beschaffenheit des Subjekts bestimmt wird, das die Gegenstände des Erkennens und Wollens in sich aufnimmt, konstituiert oder sogar erzeugt und Sachverhalte im ontologischen Sinne als wirklich und im ethischen Sinne als gut bestimmt; entsprechend dem Wahlspruch des Protagoras: »Der Mensch ist das Maß aller Dinge.« Die verschiedenen Formen des Subjektivismus sind als Versuch verstehbar, das neuzeitliche Problem der Erkenntnissicherung zu lösen, die nicht mehr (wie z. B. im Mittelalter) durch Anführung von Autoritäten und Eingliederung in (institutionalisierte) Traditionen zu leisten ist. Die Erklärung des Erkenntnissubjekts wird zum Garanten verlässlicher und verbindlicher Erkenntnis und zur Bedingung eigenständiger Wissenschaft. Das Subjekt bleibt nach R. Descartes insofern »objektiv«, als es ohne Trübung durch historische oder soziale Einflüsse die Autonomie des Denkens darzustellen beansprucht. Erst I. Kant erfasst das Subjekt in der apriorischen Bedeutung einer synthetischen Einheit von Sinnlichkeit und Verstand und legt eine Theorie über die Begründung des wissenschaftlichen Gegenstandes durch das Subjekt vor. Kann man den Subjektivismus einerseits als einen Wesenszug der gesamten neuzeitlichen Philosophie ansehen, so gründen sich im engeren Sinn auf die Subjektivität alle Ausprägungen des deutschen Idealismus, des Rationalismus, des Kritizismus, der Transzendentalphilosophie. Eine reduktive Haltung auf das Subjekt beziehungsweise die Subjektivität als Erkenntnisgrund kommen seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts u. a. im Psychologismus und der Phänomenologie zum Tragen. Als extremste Form des Subjektivismus kann in erkenntnistheoretischer Hinsicht der idealistische Solipsismus, in ethischer Hinsicht der Egoismus aufgefasst werden.

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Sub|jek|ti|vịs|mus, der; -, ...men: 1. <o. Pl.> (Philos.) philosophische Anschauung, nach der es keine objektive Erkenntnis gibt, sondern alle Erkenntnisse in Wahrheit Schöpfungen des subjektiven Bewusstseins sind: dass der ... S. ein Produkt der Kulturverhältnisse ist (Gehlen, Zeitalter 58). 2. (bildungsspr.) subjektivistische (2) Haltung; Ichbezogenheit: gerade hier drohen Subjektivismen und vor allem Deutungen, die nicht aus dem Sprachlichen, sondern von außen her veranlasst sind (Seidler, Stilistik 71).

Universal-Lexikon. 2012.

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